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Chondrodystrophie mit dem Risiko einer Bandscheibenerkrankung (CDDY mit IVDD)

Bei Hunden wird eine Form von verkürzten Beinen (disproportionierter Zwergwuchs) durch ein FGF4-Retrogen-Insertion an einer bestimmten Stelle auf dem Hundechromosom 12 verursacht. Diese Mutation wurde auch als Risikofaktor für die Bandscheibenerkrankung (IVDD) identifiziert.
Bei IVDD kommt es zu einer Degeneration und/oder Verkalkung der Bandscheiben, wodurch der gallertartige Kern auf das Rückenmark drückt. Dies führt zu Schmerzen und Lähmungen und kann die Nerven schädigen. Es werden zwei Typen unterschieden: IVDD Typ 1 und IVDD Typ 2. Mit diesem Gentest wird der Risikofaktor für IVDD Typ 1 identifiziert.

 

Die Krankheit tritt vorwiegend, aber nicht ausschließlich, bei bestimmten kurzbeinigen Hunderassen auf. Der Erbgang ist unvollständig autosomal-dominant. In der Studie, die die Mutation identifiziert hat, wurde die Mutation bei allen untersuchten Hunden mit einem Bandscheibenvorfall in Homozygotie (zwei Kopien) oder in Heterozygotie (eine Kopie) gefunden.

 

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CDDY / IVDD 1

CDDY

Disproportionaler Zwergwuchs hat mehrere Ursachen, darunter die getestete Insertion des FGF4-Retrogens auf Chromosom 12. Das Merkmal der verkürzten Beine wird autosomal-semi-dominant vererbt. Hunde mit einer Kopie haben etwas verkürzte Beine, während Hunde mit zwei Kopien deutlich verkürzte Beine haben, oft mit Beugung. Diese Mutation auf Chromosom 12 ist unabhängig von der Mutation auf Chromosom 18, die ebenfalls zu kurzen Beinen führt; es ist jedoch möglich, dass Hunde beide Mutationen aufweisen.

 

IVDD Typ 1

  • Degeneration und Verkalkung aller Bandscheiben (Intervertebral Discs) treten bereits bei jungen Hunden auf.
  • Infolge des Elastizitätsverlustes kann der äußere Faserring, der den gallertartigen Kern einer Bandscheibe umgibt, reißen.
  • Durch den Riss tritt der Inhalt der Bandscheibe explosionsartig aus und drückt auf das Rückenmark.
  • Typ 1 verläuft daher akut mit plötzlichen Schmerzen und Lähmungen.

 

Mit den derzeit verfügbaren Daten ist noch nicht messbar, wie hoch das Risiko des einzelnen Tieres für das tatsächliche Auftreten von IVDD ist.

IVDD 2

  • Bei IVDD Typ 2 verliert der äußere Faserring der Bandscheiben seine Festigkeit und der gallertartige Kern drückt den Faserring auf das Rückenmark.
  • Dies führt zu Schmerzen und Lähmungen.
  • Die Symptome entwickeln sich allmählich und nehmen mit der Zeit zu.
  • Der anhaltende Druck beeinträchtigt die Blutversorgung und führt oft zu bleibenden Nervenschäden.
  • Meist sind nur einzelne Bandscheiben betroffen.
  • Derzeit gibt es keinen Mutationstest für IVDD Typ 2.

Betroffene Rassen

Rassen, bei denen laut Brown et. al  (2017) die Mutation mit dem Auftreten des Bandscheibenvorfalls Typ 1 segregiert:

  • American Cocker Spaniel
  • Basset Hound
  • Beagle
  • Cardigan Welsh Corgi
  • Chesapeake Bay Retriever
  • Chihuahua
  • Coton de Tulear
  • English Springer Spaniel
  • French Bulldog
  • Jack Russel Terrier
  • Miniature Schnauzer (Zwergschnauzer)
  • Nova Scotia Duck Tolling Retriever
  • Pekinese
  • Pembroke Welsh Corgi
  • Poodle (Pudel)
  • Portuguese Water Dog
  • Scottish Terrier
  • Shih Tzu
  • Dachshund (Teckel)***

*** eine neue Publikation (Bruun et al, 2020) stellt fest, dass der Test bei Teckeln nicht aussagefähig ist.

Beteiligtes Gen

Der Test weist die Insertion des FGF4-Retrogens auf Chromosom 12 nach; die Hunde werden verkürzte Beine haben. Aber mit den derzeit verfügbaren Daten ist es noch nicht möglich, das Risiko einer IVDD beim einzelnen Tier abzuschätzen.

 

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Genotyp und Laborbefund

Erbgang: autosomal-semi-dominant (CDDY) / unvollständig autosomal-dominant (IVDD)

 

Der Hund hat verkürzte Beine (CDDY), deren Länge von der Anzahl der Kopien der Mutation abhängt. Das Risiko, eine IVDD Typ 1 zu entwickeln, ist erhöht, wenn eine Kopie (n/CDDY) oder beide Kopien des Gens (CDDY/CDDY) von der Mutation betroffen sind. Hunde, die keine Kopie der ursächlichen Mutation haben (n/n), haben keine erhöhte Anfälligkeit für einen Bandscheibenvorfall Typ 1.

 

Risiko

Mit dem Test wird untersucht, ob der Hund die Insertion des FGF4-Retrogens auf Chromosom 12 trägt. Mit den derzeit verfügbaren Daten ist es noch nicht möglich, das Risiko des einzelnen Tieres zu messen, tatsächlich eine IVDD zu entwickeln. 
 

Genotypen:

n/n = genetisch normal

Der Hund hat keine verkürzten Beine, wie sie durch die FGF4-Insertion auf Chromosom 12 verursacht werden, und er hat keine zusätzliche Veranlagung für die Entwicklung von IVDD Typ 1. Er kann dies daher nicht an seine Nachkommen weitergeben.

 

 n/CDDY = verkürzte Beine, erhöhtes Risiko für IVDD

Der Hund hat eine Kopie der Mutation. Er hat verkürzte Beine und eine erhöhte Anfälligkeit für IVDD Typ 1. Die Mutation wird an 50 % der Nachkommen weitergegeben.

 

CDDY/CDDY = kurze Beine, erhöhtes Risiko für IVDD

Der Hund hat kurze Beine und ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von IVDD. Die Mutation wird zu 100 % an die Nachkommenschaft weitergegeben.
 

Empfehlungen für die Zucht

Bei der Verpaarung von zwei betroffenen Tieren (n/CDDY oder CDDY/CDDY) besteht die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Welpe eine oder zwei Kopien der Mutation (n/CDDY oder CDDY/CDDY) und damit ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von IVDD erbt. Dies sollte bei der Zuchtplanung berücksichtigt werden. Tiere mit Symptomen sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.

Literatur

Brown, E.A., Dickinson, P.J., Mansour, T., Sturges, B.K., Aguilar, M., Young, A.E., Korff, C., Lind, J., Ettinger, C.L., Varon, S., Pollard, R., Brown, C.T., Raudsepp, T., Bannasch, D.L.: FGF4 retrogene on CFA12 is responsible for chondrodystrophy and intervertebral disc disease in dogs. Proc Natl Acad Sci U S A 114:11476-11481, 2017. Pubmed reference: 29073074. DOI: 10.1073/pnas.1709082114.

 

Bruun, C.S., Bruun, C., Marx, T., Proschowsky, H.F., Fredholm, M.: Breeding schemes for intervertebral disc disease in dachshunds: Is disc calcification score preferable to genotyping of the FGF4 retrogene insertion on CFA12? Canine Med Genet 7:18, 2020. Pubmed reference: 33292664. DOI: 10.1186/s40575-020-00096-6.

 

Weitere Informationen sind auf der Webseite Online Mendelian Inheritance in Animals verfügbar.

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